Wenn mich ein Thema beschäftigt, etwas Neues entwickelt werden will oder etwas Altes beendet, finde ich mich regelmäßig beim Aufräumen wieder.
Anfangs war ich irritiert, der innere Kritiker war voll am Ruder: „Na? Mal wieder vor unangenehmen Aufgaben drücken? Ist ja klar!“
„Wenn ich schon nicht die anstehenden Aufträge bearbeiten will, kann ich doch was Nützliches tun!“ Mit der passenden Rechtfertigung ging wenigstens das. Je aufgeräumter die Wohnung, desto übersichtlicher der Schreibtisch und umso klarer entwickelten sich die Dinge in meinem Kopf.
Habe ich mein Umfeld von Überflüssigem oder mich Störendem (wie schmutziges Geschirr) beräumt, fließt der Gedankenstrom freier.
Inzwischen setzte ich das bewusst strategisch ein. Ich gebe meinem Kopf eine Denk-Aufgabe und beginne dann eher meditativ damit, Dinge an ihren Ort zu legen.
Mit einer gewissen Übung verabreden sich die ersten spürbaren Erfolge. Denn du gleitest ganz entspannt in die nächste Ebene heilsamem oder wohltuendem Aufräumens und Entrümpelns in deinem Leben.
Und plötzlich nimmt das Aufräumen viel größere Dimensionen an.
Unser Leben unterliegt einem ständigen Wandel. Manche Prozesse brauchen länger, andere nicht. Frage dich, wie schwer darf dein Rucksack sein, wenn du auf Reisen gehst.
Was ist lebenswichtig, was Ballast?
1) Ich lege viel selbstverständlicher Dinge in unserem Haushalt gleich an den verabredeten Platz. Es spart mir Lebenszeit, die für ein gutes Buch viel besser eingesetzt sind. Es verschafft mir und meiner Familie mehr Zufriedenheit und Lebensqualität.
2) Ich denke verstärkt schon beim Einkauf darüber nach, ob ich den Gegenstand wirklich brauche, oder ob er mir mein Leben langfristig eher zumüllt.
3) Ich achte verstärkt darauf, ob ich das Arbeitspensum, dass ich meinen Kunden zugesagt habe, auch halten kann. Ich plane größere Zeitpuffer ein- Entschleunigung ist für blutige Anfänger Schwerstarbeit!
4) Und es geht nicht nur darum, ob die Sachen in meinem Kleiderschrank mir noch passen, sondern auch ZU mir passen.
5) Und es geht auch immer wieder darum zu schauen, ob die alten Wegbegleiter und ich immer noch das Superteam sind.
Ein mitunter schmerzlicher und gleichzeitig hilfreicher Prozess.
Was tut mir gut und was nicht?
Stärkt oder schwächt mich dieses Essen?
Lasse ich mich auf diese Diskussion ein?
Verbringe ich gern Zeit mit diesen Menschen?
Passt dieser Auftrag zu meinen Werten?
Je klarer du diesen Weg gehst, desto mehr Klarheit wirst du in dir erleben können.
Innere Klarheit lässt äußere Klarheit folgen – und umgekehrt – die Prozesse bedingen einander.
Innere Klarheit lässt dich ruhig werden und unempfänglicher für viele „must haves“ dieser Welt.
Du bist gerade ratlos, wie du eine wichtige Entscheidung treffen sollst? Räum’ auf!
Du kannst dich allerdings auch mit einem Kaffeebecher und einem guten Freund in die Sonne setzen – hat eine mindestens gleich gute Innen- wie Außenwirkung!
Herzlichst,
Kerstin D. Richter
Bild: (c) Timo Klostermeier/pixelio.de