Bitte wenden!

Fernglas, Kompass und Karte zur Navigation

Der Wunsch nach Orientierung und Sicherheit ist ein wesentliches Bedürfnis von uns allen.

 

So gesehen ist die Erfindung des Navigationsgerätes eine wertvolle Leistung.

Selber denken und planen bleibt bei mir an oberster Stelle. Das hat sich in dieser Woche wieder wohltuend bestätigt.

 

Nachdem wir eine intensive Tagesveranstaltung bei einem Großkunden erfolgreich beendet haben, erwartet uns noch eine mehr stündige Rückreise im Auto. Wir geben also das Heimatziel ins Navi und auf geht’s.

Schon nach wenigen Kilometern teilt uns die nette Stimme mit, dass aufgrund veränderter Verkehrsbedingungen die Fahrtroute verändert wurde. Und das geht so weiter.

 

Ich spüre Unbehagen. Was, wenn dieser Weg nicht der ist, der optimal für mich oder für uns ist? Ich kenn die Gegend nicht und möchte wissen, wo wir uns befinden. Ich möchte verstehen, welchen Weg wir gerade nehmen und wohin der uns führt. Was tun?

 

Selbst wenn es für manche altmodisch wirkt, wir haben stets einen „Plan-B“-Atlas dabei. Ich mache mir also ein Bild, treffe eine Entscheidung und gewinne wieder Handlungskompetenz.

Und wie gut das ist, zeigt sich im Laufe der weiteren Reise.

 

Plötzlich fordert uns das Navi auf, von der Autobahn abzufahren und einen Umweg über Land zu nehmen. Es ist später Abend, kein Stau, keine Baustelle gemeldet. Und wie sich im Weiteren zeigen wird, ist die Autobahn komplett frei. Das bringt mich auf einen Gedanken.

 

Wie viele Menschen geben ihre Fähigkeit, das eigene Leben zu navigieren, an andere ab?

 

Wer beeinflusst deinen inneren Kompass? Eltern, Lehrer, Freunde, Partner, Kollegen, Vorgesetzte?

Was lässt du dir von den Medien oder eben Navigationsgeräten diktieren?

 

Wie oft höre ich Sätze wie: „Dafür ist der Chef verantwortlich!“, „Das machen wir hier immer so!“, „Das wurde aber in den Nachrichten gesagt!“ oder „Ich habe keine Wahl!“

Ist das wirklich so? Gibt es keinen Ausweg oder willst du den beschwerlicheren Weg nicht nutzen, weil du Angst vor den Folgen dieser Entscheidung hast?

 

Sicher, wenn du off-road fährst, hilft die passende Ausstattung. Steht dir kein topp ausgestatteter „Geländewagen“ zur Verfügung, gibt es trotzdem Möglichkeiten, einen unbequemen, herausfordernden Weg zu bewältigen.

 

Lange bevor du über dein Ziel und dein Equipment nachdenkst, wird deine innere Haltung, werden deine Werte, deinen Weg vorbestimmen. Sind dir Selbstbestimmung und Persönliche Entwicklung ein hohes Gut, wirst du andere Wege beschreiten als die Menschen, bei denen Sicherheit und Beständigkeit im Vordergrund stehen.

 

Wichtige Werte wie Respekt, Rücksichtnahme und Toleranz sollten uns alle verbinden.

 

Übertragen wir die Situation wieder auf den Straßenverkehr, bin ich mehr als besorgt. Autofahrer rasen rücksichtslos, drängeln, bedrängen, drohen, oder vertrauen dem Navi mehr als dem eigenen Bauchgefühl und landen in Sackgassen oder Flüssen.

 

Und steigen unsere Autofahrer dann aus und ein in die Arbeit, setzt sich dies Verhalten häufig fort.

 

Mitarbeiter grenzen andere aus dem Team aus, drohen verhalten oder offen, intrigieren, kämpfen um den vordersten Platz.

 

Wenn du so eine Situation persönlich erleidest oder Beobachter bist, dann suche nach deinem inneren Kompass und nutze ihn. Vielleicht bedarf es einer feineren Programmierung.

Lass einen Alarm angehen, wenn Anständigkeit und Respekt fehlen. Und dann Vollbremsung, weil dein Navi sagt: „Bitte wenden!!!“

 

Übernimm eine aktive Rolle in der Gestaltung deines auf Respekt und Wertschätzung basiertem sozialen Umfelds, beruflich, wie privat. Gerade wenn du nicht unmittelbar betroffen bist, bist du oft in der besten Verfassung respektloses Verhalten wahrzunehmen, frühzeitig anzusprechen und zu beenden.

 

Sei ein aufmerksamer, mitdenkender und vor allem -handelnder „Verkehrsteilnehmer“.

Am Ende können wir davon alle nur gewinnen.

 

Herzlichst,

Deine Kerstin D. Richter