Wie du deine Leidenschaft findest (Ein Gastbeitrag)

Ein brünettes Mädchen mit einem weißen Herzluftballon
Bild: (c) Corinna Dumat/pixelio.de

Gehörst du zu den Menschen, die sich manchmal fragen: „Ist das schon alles?“

Vermisst du die Leidenschaft in deinem Leben? In deiner Arbeit?

Zugegeben, es gibt sicher Phasen, in denen uns das Aufstehen morgens nicht so leicht fällt. Und das allein soll kein Grund zur Sorge sein. Doch wenn diese Phase, in der dich nichts und niemand begeistern kann, zu lange anhält, schlitterst du vielleicht geradewegs in eine Depression.

Ich habe gelesen, dass Schmerz, oder die Vermeidung von Schmerz, für den Menschen oft eine größere Motivation darstellt, als die Möglichkeit, einen gewohnten, angenehmen Zustand noch zu verbessern.

Insofern, können wir diese Momente der Unzufriedenheit auch nutzen, um in unserem Leben eine Bestandsaufnahme zu machen. Statt im Selbstmitleid zu versinken, die Kraft in uns zu finden etwas zu verändern.

Dazu möchte ich zwei Geschichten mit dir teilen.

 

Ein junger Mann in Amerika war erfolgreich selbstständig als Dachdecker – und er liebte seinen Beruf. Doch nach einem schweren Arbeitsunfall war er nicht mehr in der Lage, seinen Beruf auszuführen. Er bekam einen Job als Schulbusfahrer. Für viele Monate war er noch immer so wütend und enttäuscht über die Folgen seines Unfalls, dass er seinem neuen Job kaum Beachtung schenkte. Er war zutiefst unglücklich.

Es dauerte eine Weile, bis er zu der Erkenntnis kam – „Dies ist jetzt mein Leben, und wenn es mich nicht unglücklich machen soll, dann muss ich etwas daran ändern.“

Und er änderte seine Einstellung.

Er entschied sich ganz bewusst, ein Teil des Lebens seiner kleinen Fahrgäste zu werden, um seinem Beruf mehr Bedeutung zu verleihen. Wenn ein Kind Geburtstag hat, singt er „Happy Birthday“ und hat ein kleines Geschenk, wenn ein Kind eine gute Note in der Klassenarbeit bekommen hat, gibt es eine Süßigkeit.

Er geht seitdem gern zur Arbeit – und seine positive Einstellung hat auch dazu geführt, dass die Kinder lieber in die Schule gehen. Alle gewinnen.

 

Die zweite Geschichte ist etwas persönlicher. Vor ein paar Jahren, als Backpacker in Neuseeland, bekam ich einen Job in der VIP Lounge eines Nobelhotels.

Wenn ich morgens halb sechs zur Arbeit kam, waren die Kellner des Restaurants in Scharen dabei, gemeinsam das Frühstücksbuffet aufzubauen, während ich mich auf in den 14. Stock des Hotels machte, um das Frühstück dort allein vorzubereiten. Anfangs genoss ich die Ruhe und Stille, doch bald fühlte ich mich auch sehr einsam und lustlos.

Es war die abendliche Cocktailstunde, die mir half, meine Einstellung von Grund auf zu ändern. Jeden Abend, von fünf bis sieben Uhr, konnten Gäste die Lounge für Canapés und Longdrinks besuchen.

Viele waren dafür in bester Abendgarderobe und auch ich war angehalten, mein schwarzes Kostüm mit hohen Schuhen aufzuwerten.

Und so stellte ich mir eines Abends vor, ich würde eine Party in der Lounge geben – dass all die Gäste, die erschienen, von mir eingeladen wurden, dass ich mich über jeden einzelnen freute, als seien wir schon lange beste Freunde. Und es funktionierte!

Die Vorfreude bei der Vorbereitung, die Liebe zum Detail, die echte Freude über die Gäste – alles, nur weil ich meine Einstellung geändert hatte.

 

Das fällt in die Kategorie – lieben, was du tust, nicht, tun was du liebst.

Ich möchte jedoch nicht sagen, dass es da keinerlei Überschneidungen gibt.

Vielleicht gibt es ja auch in deinem Berufs- oder Privatleben Möglichkeiten, durch eine so veränderte Einstellung zur Aufgabe mehr echte Freude und Erfüllung zu finden.

Bitte achte dabei auf dich. Deine neu entflammte Leidenschaft soll nicht dazu führen, dass du ungebremst dem Burnout entgegen rennst.

 

Für den Fall, dass du noch auf der Suche nach der großen Leidenschaft bist, der „tun was du liebst“ – sei es Beruf oder Hobby, hier ein paar Anregungen, wie du ihr auf die Schliche kommst…

10 Dinge für mehr Leidenschaft in deinem Leben

Gerade von jungen Menschen höre ich oft, dass sie sich für so viele Dinge interessieren, dass die gar nicht wissen, was sie wählen sollen.

Dazu möchte ich zwei Dinge sagen.

Wir leben in einer Zeit, in der ständig neue Berufsbilder entstehen, in der manche Menschen aus ihren Fähigkeiten Berufe erschaffen, die es vorher gar nicht gab. Es muss also nicht unbedingt eine Form auf dich passen – du kannst deine eigene Form bauen.

Und zweitens – es ist völlig ok, wenn du nach einigen Jahren feststellst, dass du jetzt doch einen anderen Weg einschlagen möchtest.

Du musst also nicht mit 16 schon den Beruf kennen, den du bis zum Rentenalter ausüben wirst. Genauso wenig musst du mit 40+ die Verpflichtung fühlen in einem Beruf zu bleiben, der dir mal mit 20 Spaß gemacht hat.

Arbeitgeber und Bildungsinstitute unterstützen mehr und mehr zweite, dritte, … Bildungswege, Studiengänge für Senioren usw.

Deinem Wissensdurst steht nichts im Wege. Das Internet bietet eine Vielzahl hochwertiger, oft kostenloser Bildungsangebote und auch deine lokale Universität, Volkshochschule oder Fernuniversität haben ein vielseitiges Angebot.

 

Oder frag doch mal den Nachbarn, wie er seine Rosen so herrlich zum Wachsen bringt.

 

Wenn dich das Thema Persönlichkeitsentwicklung und richtige Berufswahl interessiert, empfehle ich dir auch den Blogartikel der letzten Woche.

Liebe was du tust,

Deine Sarah Richter

 

Foto: (c) Corinna Dumat/pixelio.de