Wermut für mehr Mut!

Eine Frau reicht eine Tasse Tee

Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert, als durch Kritik gerettet werden.

 

Dieses amerikanische Sprichwort fand ich dieser Tage. Und gleich fallen mir zwei Kunden ein, die kaum unterschiedlicher mit dem Thema Feedback & Kritik umgehen.

Der Erste sagt: „Ich glaube, ich habe große Probleme mit der Führung meiner Mitarbeiter. Können Sie sich das mal anschauen? Hoffentlich wird es nicht so schlimm. Ich gebe mir doch wirklich viel Mühe!“

Die Angst, nicht gut genug zu sein und Ablehnung zu erhalten, scheint diesen Kunden zu dominieren. Jedes einzelne Wort meiner Rückmeldung verlangt eine hohe Aufmerksamkeit hinsichtlich Zielsetzung und Wirkung.

 

Der Andere sagt: „Also los, geben Sie mir Feedback. Was kann ich noch besser machen? Denn je besser ich bin, desto mehr Kunden habe ich, desto mehr Umsatz habe ich, kann Herzensprojekte anschieben…“

Der Fokus liegt hier in den Möglichkeiten einer hilfreichen kritischen Rückmeldung.

 

Was macht es Menschen so schwer Feedback zu geben?

Es ist keineswegs immer das Thema: „Wie spreche ich es an?“ Häufiger ist es die Sorge, wie hört die andere Person zu und was hört sie? Kann sich aus meinem Hinweis ein (neuer) Konflikt entwickeln?

 

Vermutlich hat jeder schon die Situation im Arbeitsteam oder im Freundeskreis erlebt, wie sich da ein Mensch mit Problemen schwertut, die in den Augen seiner Umwelt durch eine oder sogar verschiedene gute und schnelle Lösungen aus der Welt zu schaffen wären.

Du fragst dich, wie das möglich ist, dass da jemand so „mit Blindheit geschlagen ist“?

Es hat tatsächlich etwas mit Blindheit zu tun. Der sogenannte blinde Fleck wird in der Sozialpsychologie als der Teil unseres Selbst/Ich beschrieben, den wir selbst nicht wahrnehmen.

Das Johari Fenster

 

Geraten wir mit unserem Denken und Handeln an Grenzen, ist das auch eine Aufforderung den blinden Fleck ins Visier zu nehmen und Verhalten sichtbar zu machen. Ein faires Feedback ist hier häufig der Startschuss für notwendige Entwicklung.

 

Chancen von Feedback

Feedback gibt Menschen auch die Möglichkeit, sich wahrgenommen zu fühlen.

Feedback ermöglicht den Abgleich von Fremd-und Selbstbild.

Feedback ermöglicht Meinungs- und Ergebnisvielfalt.

 

Hilfreiche Verabredungen

Vermutlich haben deshalb geniale Menschen bereits vor langer Zeit beobachtet, welche Rahmenbedingungen ein hilfreiches Feedback unterstützen.

 

Mein Tipp: Gib kein ungebetenes Feedback- jeder RAT-Schlag bleibt ein Schlag!

 

Für Feedbackgeber

  • Hole dir im Vorfeld die Zustimmung für ein Feedback ein
  • Nutze ICH-Botschaften
  • Beschreibe deine Wahrnehmung und bleibe wertfrei
  • Sei konkret
  • Sprich die Person direkt an

 

Für Feedbacknehmer

  • Hör nur zu
  • Unterlasse Rechtfertigungen
  • Lass das Gesagte wirken
  • Stelle bei Bedarf Verständnisfragen

 

Kritisches Feedback wirkt im ersten Moment bitter wie eine Tasse Wermut-Tee.

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass die nachhaltige Wirkung einfach wohltuend ist. Denn wir brauchen diese Bitterstoffe.

 

Vielleicht liegt es ja auch daran, dass im Wermut auch MUT enthalten ist.

 

Ich wünsche dir den erforderlichen MUT, Feedback zu fordern und die Ergebnisse in deine Chancen zu wandeln.

Auf in ein mutiges Wochenende!

 

Herzlichst,

deine Kerstin D. Richter