Gastkommentar: Journaling – das aktivere Gegenstück zum Tagebuch

Eine Frau schreibt in ein rotes Notizbuch

Wenn man überlegt für wen Tagebücher sind, dann kommen die meisten wohl zuallererst auf kleine Mädchen, die über ihren Liebeskummer und Pferde schreiben, während sie sich vorstellen wie es wäre, eine Prinzessin zu sein. Das zumindest war meine erster Gedanke als ich angeregt wurde Tagebuch zu schreiben. Natürlich, naiv wie ich war, hatte ich die Idee abgelehnt.

 

Nur stand das Tagebuchschreiben jetzt im Raum und etwas in mir wollte dies unbedingt machen, denn irgendwie vergaß ich die Idee nicht. Sie blieb mir in Gedanken fest sitzen. Im Nachhinein weiß ich, dass sich etwas in mir schon dafür entschieden hatte. Es hatte nur ein wenig lange gedauert, bis sich diese Entscheidung auch voll und ganz im Kopf durchsetzte.

 

Was war es nun, was mich dazu gebracht hatte meinen Tag doch auf Papier zu schreiben?

Jeder, der die Überschrift noch im Kopf hat, weiß es. Es war das Journaling. Eine Alternative zum Tagebuch.

 

Mein schreibt zwar auch seinen Tag auf. Jedoch tut man es in einer anderen Art und Weise als im Tagebuch. Zur Verdeutlichung, damit ihr den ersten Unterschied seht, hier zwei Beispiele.

Tagebuch: „…danach bin ich mit meiner Schwester ins Kino gegangen. Wir waren zu T2 Trainspotting. Ich hatte mich schon seit Monaten auf diesen Film gefreut und dementsprechend saß ich voller Vorfreude im Kino, als es endlich los ging.“

 

Ein Eintrag in einem Journal zum selben Thema dagegen, sieht so aus.

Journal: „Als wir im Kino waren, stellte ich mir die Frage, wie die Film wohl sein würde. Hatte ich zu hohe Erwartungen oder vielleicht doch zu niedrige? Konnte der Film dem ersten Teil in der Qualität überhaupt nahe kommen oder wäre er wie viele zweite Teile ein Reinfall? Ist der Film nur gemacht worden, um Geld mit dem Namen des ersten Teils zu machen, oder haben sie sich wirklich reingehängt, um den zweiten Teil auf die selbe Qualitätsstufe wie den ersten Teil zu bringen?“

 

Der Unterschied, wie man erkennen kann, ist, dass man sich beim Journaling mit dem Erlebten auseinander setzt.

Dies tut man im Tagebuch nicht. Dort schreibt man nur um zu berichten. Beim Journaling setzt man sich ernsthaft mit sich, dem Tag, und allem Geschehenen und Gedachten auseinander. Das soll dabei helfen die persönliche Weiterentwicklung voranzutreiben.

 

Das Journaling wird in Amerika schon seit den 1970er Jahren als Therapiemethode eingesetzt und dies mit messbaren Erfolg. Auch viele erfolgreiche Menschen und Unternehmer haben die Methode bereits für sich entdeckt.

Wenn also die Medizin und die erfolgreichen Leute uns zeigen, dass Journaling hilfreich sein kann, dann könnte das doch ein guter Grund sein, es einmal auszuprobieren. Zumindest für mich war es letztendlich der Anstoß doch zu schreiben und nicht auf meine Vorstellung von den kleinen Prinzessinnen zu hören.

 

Ich muss gestehen, dass ich, mit dem mir nun vorliegenden Resultat, nicht einmal ansatzweise gerechnet hätte.

Nach bereits zwei Tagen merkte ich, wie frei mein Kopf wurde. Meine Gedanken standen nun auf Papier. Sie konnten jetzt unterbewusst weiter verarbeitet werden und schwirrten nicht laut in meinem Kopf herum und lenkten mich ab.

 

Meine Ideenlosigkeit ist heute auch verschwunden.

Ich habe nicht nur ein Thema, sondern gleich zwei Themen gefunden, über die ich schreiben werde. Das Journaling war das Erste und das Zweite wird ein Vergleich zweier Kulturen sein.

 

Mein Kopf war seit Wochen nicht mehr so frei für neue Gedanken und gute Fragen.

Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich jetzt meine 16 Stunden im Wachzustand auch wirklich produktiv nutzen kann – da ich es jetzt gerade tue.

 

Ich bin noch kein erfolgreicher Unternehmer weder noch bin ich ein amerikanischer Patient. Mein Name ist Konstantin und ich bin Abiturient im Alter von 18 Jahren. Das ist weder gut noch schlecht. Das ist einfach nur.

Der Prozess, der beim Journaling im Kopf abgeht ist jedoch sehr gewaltig.

Ich habe heute darüber geschrieben, weil ich möchte, dass mehr Menschen Journals schreiben, als die „kranken“ und und die „erfolgreichen“. Ich möchte, dass auch ihr Leser damit anfangt. Damit ihr euren Kopf frei habt, für die neuen und schönen Sachen im Leben.

 

Du willst es gleich ausprobieren, aber weißt nicht wie du anfangen sollst? Hier ein paar Ideen.

  • Beschreibe deine jetzige Lebenssituation, deine Arbeit, deine Beziehungen. Wo stehst du gerade und wo möchtest du hin?
  • Für fünf oder zehn Minuten – schreib einfach auf was auch immer dir gerade durch den Kopf geht. Unzensiert – und unkorrigiert.
  • Mache dir eine Liste mit Dingen, die dich glücklich machen, mit den Erfolgen deines Lebens, mit Sprüchen, die dich motivieren. In einem Journal kannst du dafür einen extra Bereich freihalten und ständig erweitern. Wenn es dir mal nicht gut geht, lies dir durch, was du dort geschrieben hast – und es wird dir besser gehen.
  • Sammle Fotos, Zeichnungen oder Collagen in deinem Journal – lebe und liebe deine Kreativität.

 

Ich wünsche allen, die mit dem Journaling anfangen, viel Spaß. Den anderen wünsche ich natürlich auch nur das Beste, aber auch so ein wenig, dass sie Journaling dennoch in der Zukunft einmal ausprobieren.

 

Euer Journal- und Blogschreiber

Konstantin Richter