Ist Durchbeißen noch zeitgemäß? Die Arbeitswelt der Generation Z

Ein Mann beißt in eine saure Zitrone

In dieser Woche arbeitete ich mit Teams eines Unternehmens aus der Sozialwirtschaft. Zur Debatte stand ein Feedback an die Geschäftsführung bezüglich der Arbeitszufriedenheit. Nach anfänglicher Befangenheit kam die Diskussion in Gang. Eine zentrale Frage brachte bald deutliche Emotionen mit sich.

Muss der Wunsch des Kunden über Allem stehen?

Mit Allem war hier vorrangig die Arbeitsplatzgestaltung und die Arbeitsorganisation für die Mitarbeiter gemeint. Die Teilnehmer berichteten, dass innerhalb von Minuten Tagespläne umgeworfen werden, um Kundenwünsche kurzfristig zu erfüllen. Und dies mit verlässlicher Regelmäßigkeit und verlässlichem Stress.

 

Zwei Beobachtungen schlossen sich an:

  1. Es wird gar nicht erst recherchiert, ob der Kunde eine Alternative oder eine Kompromisslösung akzeptieren würde. Der Kunde ist König! Der neue Wert –TEMPO!
  2. Rücksprache mit den Mitarbeitern? Fehlanzeige!

(Ich bekomme gerade ein déja-vue, das habe ich doch vor einiger Zeit auch in einem ganz anderen Unternehmen gehört.)

 

Zaghafte Frage: „Ist es denn nicht genauso wichtig wie es uns geht? Damit wir gute Arbeit machen können? Wenn wir frustriert und erschöpft sind, dann entsteht Masse statt Klasse und das kann doch keiner wollen?“

Eine Frage von engagierten Mitarbeitern, Menschen aus einer strukturschwachen Region, die in den letzten 25 Jahren die Auswirkung von Arbeitslosigkeit und befristeten Arbeitsverhältnissen in fast jeder Familie kannten. Die Leute wollen arbeiten. Nur spüren sie heute mehr als vor Jahren ihre Belastungsgrenzen. Und sie nehmen wahr, dass diese Zeit vorbei ist. Die neue Situation auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht ein klares NEIN! Das beobachten diese Menschen deutlich am Verhalten der neu eingestellten jungen Mitarbeiter.

 

Hat die viel beschriebene Generation Y bereits viele Fragen zum Sinn bisheriger Formen der Arbeitsmotivation und Umsetzungsstrategien gestellt, so werden bisherige Einstellungen zur Arbeit täglich noch deutlicher in Frage gestellt. Die Generation Z betritt die Bühne. Entspannter, abgegrenzter, digitaler und nicht bereit, die sauren Früchte weiterhin unreflektiert zu verdauen.

Denn diese Generation erhält auf Grund der demografischen Entwicklung und des immer deutlicheren Fachkräftemangels als erste Generation die Möglichkeit „NEIN!“ zu sagen!

 

Das Aufeinanderprallen der unterschiedlichen Werte verschiedener Arbeitsgenerationen bringt, auch dank der Verbreitung über soziale Netzwerke und digitale Medien, ein Umdenken in jede Region des Landes. Neben erstem Frust über das Verhalten der Jungen: „Was die sich rausnehmen!“, beginnt ein Prozess. „Was, wenn die Recht haben? Muss dieser Auftrag, dies Tätigkeit, wirklich sein? Was passiert im schlimmsten wie im besten Fall, wenn ich diesen Auftrag ablehne? Worauf muss ich verzichten? Was kann ich gewinnen? Was bedeutet mir Arbeit? Welche Tätigkeit gibt mir Lebenssinn und Zufriedenheit?“

 

Vor kurzem las ich ein Zitat vom Dalai Lama, was die Sache auf den Punkt bringt.

Der Dalai Lama wurde gefragt, was ihn am meisten überrascht; er sagte:

Der Mensch, denn er opfert seine Gesundheit, um Geld zu machen. Dann opfert er sein Geld, um seine Gesundheit wiederzuerlangen. Und dann ist er so ängstlich wegen der Zukunft, dass er die Gegenwart nicht genießt; das Resultat ist, dass er nicht in der Gegenwart oder in der Zukunft lebt; er lebt, als würde er nie sterben, und dann stirbt er und hat nie wirklich gelebt.

 

Bezogen auf die Arbeitswelt beunruhigt mich, wenn Vorgesetzte noch nicht begriffen haben, welche Bedeutung der Mitarbeiterpflege und -motivation zukommt. Aber ich sehe auch jeden Mitarbeiter, jede einzelne Person – also DICH – in der Verantwortung.

Die Zeit für Sätze wie „Da kann man nichts machen!“ ist vorbei. Du kannst! Du bist für dein Leben verantwortlich und das findet gerade jetzt statt.

 

Also reflektiere, wie du leben und arbeiten willst. Triff Entscheidungen und gehe in Kommunikation!

 

Ein aufschlussreiches Wochenende wünscht dir

deine Kerstin D. Richter