Gastkommentar: Nimm dir deine Auszeiten!

Zwei Beine lugen aus einem Autofenster

Auch die Pause gehört zur Musik.

Stefan Zweig

 

Es gibt Momente in unserem Leben, wo wir deutlich erkennen, dass wir an unsere Grenzen gestoßen sind. Beim Sport zum Beispiel, oder kurz danach, meldet unser Körper deutlich an, wenn wir zu weit gegangen sind. Doch wer sorgt sich schon, in diesem Moment?

 

Sind wir nicht eher stolz darauf, wie sehr die Muskeln brennen, weil wir dann merken, „dass wir was gemacht haben?“ Weil wir auch wissen, dass der Körper diese Überforderung braucht, um sich anzupassen, für den „Trainingseffekt“. Auch der Hobbysportler weiß im Gegenzug allerdings, dass es nun eine Pause braucht, beim Untrainierten länger, als beim Sportlichen, bis der Körper sich erholt hat und die Leistungsanpassung, also den Trainingseffekt umsetzen kann.

 

Wer seinem Körper jedoch diese Pause nicht gönnt, oder eine zu kurze, wird genau das Gegenteil erreichen. Er verlangt neue Kraftakte, wenn der Körper seine Batterien noch nicht aufgefüllt, neue Kraftwerke noch nicht gebaut sind – und wird so nach und nach immer schwächer – und schlechtere Ergebnisse erzielen.

 

Warum glauben wir dann eigentlich, wir müssten uns im täglichen Leben weniger Pausen gönnen, als nach einer Stunde Sport?

Egal ob deine Arbeit eher körperlich oder geistig ist, oder dein größter Stressfaktor außerhalb der Arbeit liegt – du brauchst regelmäßige Erholung um einseitige Belastungen und hohe Stresslevel wieder auszugleichen.

 

Bestimmt hast du auch schon mal da gesessen, mit einem starren Blick ins Leere, in deinem Kopf entweder Jahrmarkt, oder völlige Stille – so viel hattest du gerade zu tun. Es war so viel, du wusstest gar nicht recht, wo du anfangen sollst, vielleicht hast du auch überall angefangen und nach einer Weile gemerkt, die Zeit verrinnt und die Arbeit wird nicht weniger. Und plötzlich ist dein Kopf einfach ausgestiegen.

Wenn du an diesem Punkt angelangt bist, hast du den guten Zeitpunkt für eine Pause schon zehnmal überhört. Oder sogar noch öfter.

 

Die Batterie ist leer.

Und die Folgen können viel weitreichender sein, also sie es vielleicht im ersten Moment erscheinen. Wissenschaftler der Yale Universität haben herausgefunden dass Stress (auch „positiver“) unsere grauen Zellen schrumpfen lässt. Dass mit der schlechten Konzentration, oder dem leeren Kopf bei Stress ist also kein Zufall. Auf Dauer kann eine solche Entwicklung uns anfälliger machen für körperliche und seelische Erkrankungen, von Angststörungen und Depressionen, über Bluthochdruck und Diabetes.

 

Zum Glück ist der Substanzverlust zu stoppen – und auch umzukehren – durch gezielte Entspannung, wie zum Beispiel regelmäßige Meditation.

Die Nachbarn, von der Harvard University in Boston fanden nämlich heraus, dass man mit Meditation ganz gezielt neue Gehirnzellen aufbauen – und so die graue Masse wieder verstärken kann. Schon nach acht Wochen 30-minütiger täglicher Meditation stellten die Probanden große Verbesserungen bei Stresslevels, Konzentrationsfähigkeit und allgemeiner Gelassenheit fest.

Für diejenigen von euch, die es mit Meditation einmal versuchen wollen, gibt es viele Möglichkeiten. Ihr könnt für den Anfang einfach einmal eine geführte Meditation zur Entspannung ausprobieren.

 

 

Wenn du bereit bist tiefer einzutauchen und nicht nur entspannen, sondern persönlichkeitsentwickelnd meditieren lernen möchtest, so kann ich dir die Vipassana Meditationszentren empfehlen. Vipassana ist die Meditationstechnik, die auch DER Buddha praktiziert haben soll und an seine Schüler weiter gegeben hat. Mit dieser Technik arbeitest du an dir selbst, es gibt keine Mantras oder Bilder.

 

Um Vipassana zu erlernen, kannst du direkt schon mal über die erste Hürde springen – du nimmst dir ganze 10 Tage dafür Zeit – zehn Tage nur für dich, nur mit dir.

Um dir diese Meditationstechnik nämlich in 10 Tagen schrittweise beibringen zu können, wird ein Großteil der Zeit nicht miteinander gesprochen, oder überhaupt kommuniziert. Du sollst die Möglichkeit bekommen dich ganz auf dich und deine Arbeit an dir selbst zu konzentrieren, und aus Erfahrung kann ich sagen – es ist eine absolute Wohltat. Das deutsche Zentrum ist das Damma Dvara in Triebel, im Vogtland. Damit sich jeder die Teilnahme leisten kann, sind alle Kurse auf Spendenbasis und mit ehrenamtlichen Helfern organisiert.

 

Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten, immer mal wieder eine kleine Pause zu machen.

Von in Ruhe eine Tasse Tee zu trinken, über einen flotten Spaziergang (auch öfter mal an Stelle des Autos), den Arbeitsweg mit Fahrrad oder zu Fuß machen (den Nachhauseweg vielleicht sogar verlängern?), ein kurzer Mittagsschlaf, ein gemeinsamer Kochabend, ein Frauen- oder Männerabend, eine Verabredung „mit dir selbst“, … alles was deine Batterien wieder auflädt.

 

Vielleicht sagst du jetzt – „Dafür habe ich keine Zeit! Ich habe viel zu viel zu tun – und auch die Familie, und und und.“ Bestimmt hast du Recht, dass es viel zu tun gibt, viele Menschen und Aufgaben, die deine Zeit und Aufmerksamkeit verlangen. Bitte vergiss darüber nicht, für dich selbst gut zu sorgen. Wenn du, wegen Erschöpfung, Krankheit oder Burnout ausfällst, ist das Loch dass du hinterlässt viel größer, als wenn du dir jeden Tag regelmäßig etwas Zeit für dich nimmst.

 

Die Zeit hast du nicht?

Lass uns mal nachrechnen. Jeder Tag hat 24 Stunden – jede Woche 168 Stunden. Davon arbeitest du 40 Stunden, schläfst 42-56 Stunden – es bleiben 72 Stunden. Vielleicht arbeitest du ja mehr als 40 Stunden, oder schläfst sogar länger als 8 Stunden – und brauchst viel Zeit für deine Familie… und doch hoffe ich, du nimmst dir auch jeden Tag Zeit für deine Auszeit, denn an Zeit mangelt es nicht.

Die Zeit für Sport, Freunde, ein Musikinstrument oder Meditation, sie ist da – nur nehmen, musst du sie dir selbst.

Ich verspreche dir, das Gefühl etwas für dich getan zu haben, für deine Gesundheit, deine persönlichen Ziele gearbeitet zu haben, das Senken deines Stresslevels – das alles kommt nicht nur dir, sondern auch deinen Lieben und deiner Arbeit zu Gute – ihr könnt alle nur gewinnen.

 

Ich wünsche dir für dieses Wochenende allerbeste Erholung,

Deine Sarah