Kennst du das? Du hörst dir mal zu bei deinen täglichen inneren Mono- bzw. Dialogen und bist plötzlich erstaunt, was du da so offenbarst.
Ich lasse meine Gedanken gern mal „Gassi“ gehen. Ab und zu entdecke ich da Vorurteile, die ich mir ungern zugestehe. Wenn diese mir allerdings bewusst werden, gehe ich, je nach Dringlichkeit, auch an deren Auflösung. Schon weil ich bei der Einschätzung von Konflikten immer wieder die mitunter verheerenden Auswirkungen von Vorurteilen und Glaubensätzen erlebe. Und ich behaupte, keiner von uns ist frei davon.
Ich persönlich laufe sehr gern oder fahre Fahrrad, wann immer ich zwischen Seminaren die Zeit dazu finde. Neulich sahen mich zwei junge Mädchen so entgeistert an, als ich mich nach einem circa drei Kilometer langen Fußweg zu meinem Hotel erkundigte – ich fürchtete schon, dass sie den Notarzt informieren.
Und so durfte ich vor einigen Tagen eine hilfreiche neue Erfahrung machen.
Ob in Natur oder im Fernsehen, jeder ist inzwischen schon SEGWAY-fahrenden Leuten begegnet oder ist selbst SEGWAY gefahren.
Und bis jetzt stand ich dieser Erfindung eindeutig ablehnend gegenüber. Bewegungslegastheniker! Wie blöd ist das denn. Fun? Wozu? Noch ein Ding, dass die Welt nicht braucht….
Und dann lädt mich eine Freundin zum SEGWAY fahren ein und ich denke: „Nichts passiert ohne Grund.“
Grundsätzlich liebe ich Abenteuer. Allerdings habe ich dieses Angebot darunter auch nicht eingeordnet. Was soll’s! Schau’n wir mal!
Und schon treffen wir uns bei dem Anbieter und erhalten eine erste Unterweisung. Er sagt: „Vorsicht, das Fahrzeug macht genau das, was Sie denken!“ Hey, jetzt werde ich wach. Na das will ich sehen. Ich beobachte meine Begleiterinnen bei ihren ersten Fahrversuchen und erkenne das Prinzip von Ursache und Wirkung.
Unsicherheit und Angespanntheit bewirken Stillstand oder ein sehr ruckelndes Fahren. Mit zunehmender Entspannung und einem sich Einlassen wird das Vorankommen fließender und harmonischer.
Über-Mut bringt dich unerwartet schnell an umherstehende Hindernisse.
Vom Zusehen verstehe ich die überraschten Reaktionen noch nicht. Als ich dann selbst auf dem Fahrzeug stehe, bin ich erst mal beeindruckt. Innerhalb von Sekunden bin ich ganz bei mir, nehme meine Muskelspannung wahr und wie selbst kleinste Bewegungen bei mir eine deutliche Auswirkung auf die Fahrweise haben.
Das Fahren erfordert Fokussierung. Es beruhigt den Kopf. Auch mein Körper entspannt sich zusehends. Unser Begleiter erhöht behutsam die Anforderungen und lässt uns an diesem Nachmittag Dinge ausprobieren und bewältigen, die ich so nicht erwartet hätte, die sich als neue Erfahrungen positiv in mir verankern.
Die Fußschmerzen am Schluss sagen mir, dass ich entweder zu untrainiert oder zu verspannt bin. Oder beides?
Fazit? Mein Körper (und die geliebte Seele) brauchen mehr Bewegung, mehr bewusstes Training und viel mehr SPASS!
Was sagt mir dieses Erlebnis noch?
Urteile nicht über Dinge und besonders nicht über Menschen, deren Situation du nicht einschätzen kannst. Du kennst sicher das alte Sprichwort: „Bevor du über mich und mein Leben urteilst, zieh meine Schuhe an und geh meinen Weg.“
Was noch?
In Seminaren erleben ich immer wieder Teilnehmer, die sich gern um das „Ausprobieren“ in praktischen Übungssequenzen drücken möchten. Der Lernerfolg im Selbst-Tun ist der höchste überhaupt! Also bleibe ich noch konsequenter bei dieser Trainingsmethode.
Was könnte es für dich bedeuten?
Es ist in Ordnung, Dinge abzulehnen. Allerdings erst nachdem du bewusst erprobt hast, ob es wirklich deine Schuhe sind, die diesen Weg gehen oder ob du anderen Meinungen hinterher trottest. Hat jemand gesagt: „Das tut man nicht!“?
Dann ist es Zeit für Experimente! Sammle deine Erfahrungen, probiere dich aus und habe Freude daran und Spass dabei!
Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Dann schreibe mir!
Eine erfahrungsreiche Zeit wünscht dir deine
Kerstin D. Richter